Christoph Danne

gewahrtes geheimnis


wie wir uns bewegen

in den erinnerungsräumen

den offenen feldern

zu alten versen floskeln

einer hängengebliebenen melodie

ein manöver gegen die fliehkräfte

es gibt hier kein unterkommen

ebenen gerodet und kartografiert

durchmessen in ihren graustufen

ihrer zuwendung zum licht


Christoph Danne

wenn es dunkel wird muss man zuhause sein


symptomkontrolle fiebrig gewonnen

aus hausapotheken und 

den getränkekarten der eckkneipen

in die knie gehen an der kirchenmauer

ein übergeworfener mantel

die akkurate struktur der suchtmuster

imprägniert in die stille das rauschen der 

leitungen und des blutes

im badezimmerspiegel

eine face to face autopsie

im palliativbereich


Christoph Danne

von schiphol aus


stiegen krachend die

jumbos auf in wärmere gefilde wo

noch sommer war wir

reckten die hälse

zogen schals zurecht

in der provinz wo

die felder nun gerodet und das

holz in unterständen gestapelt

war auf den eingerollten 

fahnen der strand

cafes balancierten die kinder

in der provinz aßen

wir frittierten fisch zu flaschen

bieren rückten näher zu

einander auf dem sofa abends

und harrten aus bis

draußen die düne in

dunkelheit verblich

von schiphol schon lange

kein flieger mehr kam


Christoph Danne, Schriftsteller, Herausgeber, Buchhändler. *1976 in Bonn. Studium Deutsche Literatur und Sprache in Köln, Salamanca, Berlin. Vier Gedichtbände: finderlohn (tauland 2011); das halten der asche (parasitenpresse 2014); Shooting Stars (Elif 2015); Aufwachräume (parasitenpresse 2017). Gewinner des Werkstattpreises vom Literatur-Atelier Köln 2013; Preisträger postpoetry.NRW 2014. Betreibt den tauland-verlag und ist Veranstalter der Lyrik-Lesereihe HELLOPOETRY! in Köln. Kurator des Lyrik-Festivals SATELLITEN, in Kooperation mit dem Literaturhaus Köln 2017.

Link zur Homepage des Autors: www.christoph-danne.de

Die drei hier präsentierten Gedichte entstammen seinem aktuellen Gedichtband "Aufwachräume" (parasitenpresse 2017)