Konstantin Ames


Vokalise

 

kommst du ins Expertise
alter mach mit der Kar
riere Schluss siehe Karwoche
hieß schon Bruch sueß den E
lefant gegenueber im franz
oesischen Zimmer schwebt ei
n Dirigententool oh
ne Stock

 


B-Seite

 

                                    papieren nötig tauschig
                                    knotig bibelgolden blond
                                    gescheitelte Landschatten
                                    wo immer sich s rheint
                                    kommt aus Lyrikkehlen
                                    zum noise faulend
                                    Südobsts Rufen üb
                                    er Organen vollends

b-rekt ins Parlamental

 


50 silben

 

can't get no sleep / silberfisc
raben schreien smog / inmitten der gaukler
aufschlag / die rosigen wa
unge männer harrn der erfrischu
schokoladenstaub in der nase nachts
sich sicher sein / porös

 



Die Entstehung des folgenden Gedichtes verdankt sich einem Bericht Stefan Ripplingers über eine Begegnung mit einem Wohnungslosen, dieser Mörike lesend, an besagtem Untergrundbahnhof. Ripplinger fragte sich und mich, ob die Mörikelektüre die Voraussetzung oder die Folge der Obdachlosigkeit sei:

 

Mörike U Neukölln

 

strikt Lassowelt lass mich all1
schreck mich mit Fahlem nicht
wenn dir die Welt ach wenn dich
die Welt nicht gut genug befällt
wischt dir streikt jmd 1bildung
statt Wein                              aptum jeder gute Lotterist strickt
für sich überleb das doch mal mai
ne Freiheit ist unantatbar gessen
nur schnell ne neue app drauf tun
ver ververst erst Verve denn Eternit
Talmikiwitt

 


Konstantin Ames, geboren 1979 in Völklingen/Saar, lebt als Dichter und Kritiker in Berlin. Eine besondere Affinität besteht zum Expressionismus und zum Werk von Christian Morgenstern. Für die Zeitschrift Schreibheft initiierte und konzipierte Ames das Dossier "Abendland, Li(e)der. 100 Jahre Menschheitsdämmerung"; für Lyrikzeitung & Poetry News wurde zum 150. Geburtstag ein "Morgensternfest" ausgerichtet. Zwischen 2012 und 2021 erschien der vierteilige Werkkomplex sTiL.e, dessen Entstehen sich einer gewissen Trotzigkeit des Verfassers ebenso verdankt wie öffentlichen Förderungen. Ames hat auch angesehene Lyrikpreise erhalten; lehnt diese Art klassistischer Literaturpolitik jedoch mittlerweile ab: Poesie ist Demokratiekunst, getragen von Enthusiasten.


Buchveröffentlichungen
sTiL.e(vir) Lyrik, Glückswürdigkeit. Berlin (Noack & Block) 2021
sTiL.e(dir) Sämtliche Landschaften, Welt. Wien (Klever) 2018
sTiL.e(zwi) Schenspiele. Saarbrücken (Edition Saarländisches Künstlerhaus) 2016
sTiL.e(ins) Art und Weltwaisen. Solothurn (Roughbooks) 2012
Alsohäute. Holderbank SO (Roughbooks) 2010